Ikea-Regal aufbauen – Wer lesen kann, ist klar im Vorteil

Kölner Stadt-Anzeiger, 14. November 2012

Ein Ikea-Regal aufbauen? Das sollte für Jungs doch eigentlich kein Problem sein… Nach der unglücklichen Niederlage im ersten Duell sind wir uns ganz sicher, dass wir in dieser typischen Jungendisziplin den Sieg davontragen werden. Und doch tippt der freundliche Ikea-Mitarbeiter, der uns die Regale überlassen hat, auf einen Sieg der Mädels, da Männer meistens die Anleitung nicht sorgfältig genug lesen und einen Fehler einbauen.

Damit wir also auch ja nichts falsch machen, studieren wir die Anleitung zunächst einmal gründlich. Dann machen wir uns ans Zusammenschrauben. Ein Dübel hier, eine Schraube dort: Der Rumpf ist schnell zusammengesetzt. Während die Mädchen noch verzweifelt versuchen, die Außenwände zu montieren, können wir unser Regal schon aufrichten und die letzten Bretter einsetzen. Gemütlich schauen wir dabei zu, wie Ewgenia und Christina an den Dübeln, die sie falsch eingesetzt haben, verzweifeln. Uns bleibt sogar noch Zeit, den beiden ein wenig zu helfen.

Stolz mustern wir unser Werk. Doch was ist das??? Der Regalbodenabsatz ist nicht weiß lackiert! Schnell wird uns bewusst: Wir haben das Brett falsch herum eingesetzt. Wie konnte das nur passieren? Hastig legen wir unser Regal wieder auf den Boden. Der Adrenalin-Spiegel steigt. Was nun? Müssen wir etwa das gesamte Regal noch einmal auseinander bauen? Das Brett war eines der ersten, die wir einsetzen mussten. Nach kurzer Überlegung zeigt sich: Wenn wir ein paar Schrauben geschickt lösen, können wir das Brett wenden, ohne von vorne anzufangen. Auch die Mädchen richten inzwischen ihr Regal langsam auf. Doch trotz unserem kleinen, peinlichen Missgeschick gelingt es uns, 33 Sekunden schneller als Christina und Ewgenia zu sein.

So tritt die Prophezeiung des Ikea-Mitarbeiters glücklicherweise nur zum Teil ein. Erleichtert freuen wir uns über unseren ersten Sieg im Duell Mädchen gegen Jungs und sind zuversichtlich, dass wir auch in der nächsten Disziplin bestehen werden!

Lukas B. Kohlenbach

Das sagen die Mädels:

In der Hoffnung, uns Mädels einen Schritt weiter Richtung Sieg zu führen, haben wir für den Billy-Regal-Contest dieses Mal ein ziemlich gegensätzliches Mädchen-Team zusammen gestellt: eine von uns hat noch nie in ihrem Leben ein Regal aufgebaut, geschweige denn überhaupt Schrauben in die Hand genommen, die andere kümmert sich dank Papa mit dem größten Vergnügen um allerlei handwerkliche Aufgaben. Wir dachten, das sei eine ziemlich gute Mischung – vielleicht hat uns aber genau das letztendlich zum Verlierer gekürt.
Wir haben uns – was für ein Klischee! – für die „erst lesen, dann machen“-Methode entschieden. Nachdem wir die Anleitung gelesen hatten, haben wir gut strukturiert losgelegt. Auch die Aufgabenverteilung war ziemlich schnell klar: Ewgenia gibt Anweisungen, Christina führt sie aus.

Anfangs lief alles am Schnürchen: Brett für Brett dübelten und schraubten wir die einzelnen Bestandteile langsam, aber mit Bedacht zu einem Gerüst. Doch dann wurde uns ausgerechnet ein falsch eingesetztes Brett zum Verhängnis! Die unbehandelte Brettkante guckte zur falschen Seite – wir zogen das Brett aus dem Gerüst, dabei blieb aber ein Dübel stecken. Erfolglos versuchten wir den Holzdübel herauszuziehen und verloren so fast wertvolle fünf Minuten!

Irgendwann schmerzten schon unsere Finger und wäre da nicht Lukas gewesen, der so nett gewesen ist, uns zu helfen, hätten wir das Regal gar nicht erst zusammen bekommen. Das war ja eigentlich schon unsere erste kleine Niederlage.

Doch kurze Zeit später warf es auch unsere männlichen Gegenspieler zurück: ähnlicher Fehler wie bei uns, der Regalboden guckte mit der unlackierten Seite nach vorne. Für uns war das die Gelegenheit aufzuholen, ab da lief alles perfekt! Wäre da nicht die klapprige Rückwand…. Sobald sie auf der einen Seite eingeschoben war, rutschte sie auf der anderen Seite wieder raus. Es halfen auch keine Argumente wie „Wir stellen das Regal doch sowieso an die Wand – da brauchen wir doch gar keine Rückwand!“

Und so mussten wir uns geschlagen geben. Die blöde Rückwand hatte uns den Sieg wohl einfach nicht gönnen wollen. Das Jungen-Team hat den Punktestand damit ausgeglichen, doch für uns ist das noch lange kein Grund zur Traurigkeit! Schließlich konnten die Jungen nur sehr knapp gewinnen: Knapp eine Minute lagen sie nur vor uns.

Und zumindest für eine von uns ist das erste fast-aufgebaute Regal ein persönlicher Erfolg . Für die andere ist es ein Ansporn: da muss Papa wohl noch etwas Nachhilfe geben!
Wir haben vielleicht verloren – aber auf jeden Fall hatten wir hatten eine Menge Spaß!

Christina Balsam und Ewgenia Nikolaeva

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